Männer und Gefühle: Warum das Sprechen schwerfällt

Blogartikel "Männer und Gefühle: Warum das Sprechen schwerfällt"

Inhaltsverzeichnis

Es ist ein weitverbreitetes Phänomen: Viele Männer haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu benennen, geschweige denn offen darüber zu sprechen – ein Thema, das in Partnerschaften und Freundschaften häufig zu Missverständnissen und emotionaler Distanz führt. Doch woher kommt diese Zurückhaltung, und was sind die Gründe dafür?

Gesellschaftliche Rollenbilder, Erziehungsmuster und tief verankerte Glaubenssätze spielen eine wesentliche Rolle. In diesem Artikel erfährst du, warum Männer oft emotional verschlossen wirken, welche Auswirkungen dies auf ihr Leben und ihre Beziehungen haben und wie ein bewusster Umgang mit den eigenen Gefühlen neue Wege zu emotionaler Offenheit eröffnen kann.

Warum haben Männer Schwierigkeiten, über ihre Gefühle zu sprechen?

Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, angefangen bei gesellschaftlichen Rollenbildern und familiären Erziehungsmustern bis hin zu tief verwurzelten Glaubenssätzen wie „Indianer kennen keinen Schmerz“ oder „Jungs weinen nicht“. Diese Prägungen beeinflussen nicht nur die Art und Weise, wie Männer mit ihren eigenen Gefühlen umgehen, sondern wirken sich auch auf ihre Partnerschaften, Freundschaften und die Erziehung ihrer Kinder aus.

Grundbedürfnisse und emotionale Einschränkungen

Im systemischen Coaching arbeite ich mit der Methode SystemEmpowering und den sogenannten Systemgesetzen. Sie sind als unsere Grundbedürfnisse zu verstehen und zentral für das Verständnis, warum viele Männer sich emotional zurückhalten. Diese Gesetze beinhalten vor allem:

  1. Zugehörigkeit: Haben Menschen das Gefühl, nicht dazuzugehören oder ausgeschlossen zu werden, leiden sie emotional. Männer, die früh erfahren haben, dass Gefühle „schwach“ machen, könnten die Angst haben, durch emotionale Offenheit ausgegrenzt zu werden.
  2. Anerkennung und Respekt: Das Fehlen von Anerkennung und Respekt für emotionale Ausdrucksformen und die Anerkennung für vermeintliche „männliche Stärke/Härte“ führt dazu, dass Männer lernen, ihre Gefühle zu unterdrücken, um sich den Respekt ihrer Umwelt zu verdienen.
  3. Ausgleich von Geben und Nehmen: Wenn Männer das Gefühl haben, in ihrer Kindheit oder Jugend mehr gegeben als bekommen zu haben – sei es in emotionaler Unterstützung oder Fürsorge – kann dies zu einem emotionalen Rückzug führen. Sie entwickeln ein Ungleichgewicht zwischen ihren Bedürfnissen und dem, was sie für andere tun.

Mögliche Ursachen: Erziehung und gesellschaftliche Rollenbilder

Viele Männer wachsen in Umgebungen auf, in denen emotionale Zurückhaltung als Tugend gelehrt wird. Glaubenssätze, wie „Stell dich nicht so an“ oder „Das ist doch nicht so schlimm“, prägen sich tief ein. Diese Glaubenssätze treten oft bereits im Kindesalter auf, wo Jungen lernen, stark zu sein und Gefühle wie Trauer oder Verletzlichkeit zu unterdrücken. Solche gesellschaftlichen Normen und vorgelebten Rollenbilder machen es Männern schwer, ein gesundes Verhältnis zu ihren Emotionen zu entwickeln.

Diese erlernten Muster werden von Generation zu Generation weitergegeben. Ein Vater, der nicht gelernt hat, über seine Gefühle zu sprechen, wird dies oft auch nicht an seine Kinder weitergeben können. So setzen sich traditionelle Rollenvorstellungen und emotionale Distanzierungen fort, was es für Männer schwer macht, neue Wege im Umgang mit ihren Gefühlen zu finden.

Die Folgen für Männer und ihre Beziehungen

Die Folgen dieser Entwicklung sind weitreichend. Männer, die ihre Emotionen nicht ausdrücken können, leiden oft unter innerem Stress, Unsicherheit und dem Gefühl, nicht verstanden zu werden. In Partnerschaften führt dies häufig zu Missverständnissen, emotionaler Distanz zu dem Partner oder der Partnerin und Frustration auf beiden Seiten. Bleiben Gefühle unausgesprochen, können Konflikte nicht gelöst werden. Trennungen bzw. Scheidungen können die Folge sein.  Sind Kinder vorhanden, kann die fehlende Fähigkeit, über Gefühle zu sprechen, sie zu zeigen und ihnen Platz und Raum zu geben auch deren Erziehung beeinflussen.

Wichtig ist im Blick zu behalten, dass Kinder typischerweise ungeprüft die Verhaltensweisen ihrer Eltern übernehmen, da diese Vorbild und die ersten Bezugspersonen für sie sind. Hat ein Vater Schwierigkeiten, seine Gefühle auszudrücken, lernt gegebenenfalls auch das Kind, Gefühle als Schwäche zu sehen. Dies kann zu einer Spirale führen, die über Generationen hinweg bestehen bleibt.

Wie können Männer lernen, ihre Gefühle auszudrücken?

Die gute Nachricht ist: Es ist nie zu spät, den Zugang zu den eigenen Gefühlen zu finden. Ein erster Schritt ist die bewusste Wahrnehmung von Emotionen. Männer können lernen, ihre Gefühle zu benennen und sich selbst zu erlauben, diese zu spüren, ohne sie sofort zu bewerten oder zu unterdrücken.

Auch in der Erziehung spielt das Thema eine große Rolle. Jungen sollten ermutigt werden, über ihre Gefühle zu sprechen und sie zu zeigen, ohne dafür verurteilt zu werden. Positive Vorbilder – sei es in der Familie oder in der Gesellschaft – können dazu beitragen, dass sich das Rollenverständnis langsam ändert.

Wenn Männer ihre Gefühle bewusster wahrnehmen und ausdrücken, profitieren nicht nur sie selbst. Ihre Beziehungen werden tiefer, authentischer und konfliktfreier. Kinder, die lernen, dass es in Ordnung ist, über Gefühle zu sprechen und sie zu zeigen, entwickeln ein gesundes Selbstbild und eine positive Streitkultur.

Fazit

Die emotionale Zurückhaltung vieler Männer hat tief verwurzelte Ursachen in gesellschaftlichen Normen und familiären Prägungen. Doch der Weg zu mehr emotionaler Offenheit ist möglich – durch bewusste Eigenreflexion, den Abbau schädlicher Glaubenssätze und das Erlernen neuer Verhaltensmuster.

Eine ganz persönliche Sichtweise findest du dazu im Gastbeitrag auf meinem Blog von J. C. Borkenstein in „Weicheier braucht das Land! warum Männer über ihre Gefühle reden sollten.“

FAQ

Warum haben Männer oft Angst, ihre Gefühle zu zeigen?

Viele Männer fürchten, durch emotionale Offenheit als schwach zu gelten oder respektlos behandelt zu werden.

Wie können Männer ihre Gefühle besser wahrnehmen?

Indem sie lernen, auf ihre Emotionen zu achten, sie bewusst zu benennen und sich die Erlaubnis geben, Gefühle zu spüren und auszudrücken.

Welche Rolle spielt die Erziehung bei der emotionalen Entwicklung von Jungen?

Die Erziehung prägt entscheidend, wie Jungen mit ihren Gefühlen umgehen. Ein Umfeld, das emotionale Offenheit fördert, hilft ihnen, gesunde emotionale Verhaltens- und Denkmuster zu entwickeln.

Die 3 wichtigsten Aspekte

  1. Traditionelle Rollenbilder und Glaubenssätze, wie „Jungs weinen nicht“, erschweren Männern den Zugang zu ihren Gefühlen.
  2. Die Folgen emotionaler Unterdrückung können weitreichende Auswirkungen auf Partnerschaften, Freundschaften und die eigene Gesundheit haben.
  3. Durch bewusste Erziehung und Eigenreflexion können Männer lernen, ihre Gefühle offener auszudrücken und dadurch tiefere Beziehungen zu führen.

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