Weicheier braucht das Land! Warum Männer über ihre Gefühle reden sollten.

Blogartikel "Weicheier braucht das Land! Warum Männer über Gefühle reden sollten."

Inhaltsverzeichnis

Gastbeitrag von J.C. Borkenstein.

Eine Lampe an die Decke schrauben? Come on! Den Ölwechsel selbst machen, ja, okay, vielleicht. Aber einfach mal so im Inneren des Sicherungskastens rumfriemeln oder den Motorblock aufschrauben? Eher nicht. Entweder in die Werkstatt fahren oder klackern lassen in der Hoffnung, dass das Geräusch verschwindet.

Moin, ich bin J.C., männlich, Mitte 30.

Für mich ist es fast schon zu einer Art Sport geworden, als Mann über meine Gefühle zu reden. Wovor ich Angst habe, was ich nicht kann, was mich verletzt, was ich nicht weiß. Das war nicht immer so und der Weg dahin war kein Zuckerschlecken.

Ich möchte hier einen Eindruck geben, warum ich glaube, dass Männer mehr über ihre Gefühle reden sollten. Sich öfter eingestehen sollten, Weicheier zu sein. Und darüber, dass Mann sich Hilfe holen kann und sollte, wenn er mal nicht weiterweiß. Bei Freunden und Mentoren. Oder wenn der Motor nicht aufhören will zu klackern, bei einem Coach oder Therapeuten.

Es gibt Männer, es gibt Frauen und auch noch mehr. Mit mehr kenn’ ich mich aber nicht so gut aus. Mit mir hingegen schon eher. Es gibt Männer, also richtige Männer oder Männer, die eher eine Frau sind. Bei Frauen doch auch? Richtige, edle, grazile, typische Leonores, Elisabeths, Lena-Maries. Aber auch noch Frauen, die wie Männer sind.

Ich glaube, würden wir Menschen nicht in Schubladen denken, würden wir verrückt werden. Ich glaube aber auch, dass wir langsam mal anfangen sollten, alle Schubladen aufzuziehen und jedem freistellen, hin und her zu hüpfen.

Dem starken Jäger, der die Familie beschützt, der draußen im großen Büro-Jungle das Mammut erlegt, auch Zuhause in den Arm genommen und gefragt zu werden, wie er sich fühlt. Der Mutti, die wie in der Kinder Pinguin Fernsehwerbung nichts anderes zu tun hat, als den Kindern Süßes zu geben und mit einem Latte-Karmelli auf ihrer weißen Hängematte zu entspannen, erlauben, harte, taffe, sachliche Entscheidungen zu treffen.

Warum Männer nicht über ihre Gefühle reden?

Noch nie zuvor war es so leicht für Frauen hart und für Männer weich zu sein. Doch immer noch habe ich den Eindruck, dass man sich viel zu sehr entscheiden muss. Was man denn jetzt ist. Bin ich die Weichflöte, oder bin ich das Alphatier?

Wie wäre es denn mit der Alpha-Flöte?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn der Druck in meinem Kessel am höchsten ist, wenn man Verantwortung übernehmen muss, finanzielle Unsicherheiten drohen, Ängste und Zweifel aus den grauen Zellen sprießen, dass genau dann der richtige Zeitpunkt ist, sich professionelle Hilfe zu holen und als Mann über seine Gefühle zu reden. Und zeitgleich für einen selbst der schwerste Schritt. Denn um über seine Schwäche und Ängste reden zu können, muss man stark sein.

Also dann, wenn man eine helfende Hand, die richtige Frage oder einen Arschtritt am nötigsten hätte, genau dann ist die Chance, dass man sich diese Hilfe holt, am geringsten. Die Rechnung ist einfach: Druck, Knall, Abwärtsspirale, Streit, Wut, Depressionen, Burn-out, Beziehungskrisen, Happy Birthday.

Noch mal: Ein klackender Motor wird vielleicht mal leiser. Aber könnte es nicht auch sein, dass das Auto viel zu schnell auf der Autobahn unterwegs ist und andere Geräusche viel lauter geworden sind? Man fährt so weiter, weiter und weiter, bis man eines Tages 50 ist, Midlife-Crisis, der Motor bräuchte neue Kolben. Weder er noch sie haben die Kraft, die Zeit, das Geld.

Nur starke Männer können über Gefühle reden

Deswegen habe ich mir angewöhnt, klare Deadlines zu setzen. Ich beobachte mich, wie es mir geht, wie kurz meine Zündschnur ist. Schreibe mir mit Datum auf, was mich stört und warum und wieso. Und wenn sich die Dinge, dieses Klackern, nicht von selbst erledigt, dann übernehme ich nach 2–3 Monaten Verantwortung für mein Leben.

Google herum, frage Leidensgenossen. Meistens hat ein Kumpel schon mal ähnliche Probleme gehabt, aber noch nie darüber gesprochen. Suche mir mögliche Helfer raus: Rufe an, mache einen Termin, investiere vom privaten Netto in Coaches oder Therapeuten und weiter geht’s. Manchmal habe ich auch wildfremde Menschen, die ich auf YouTube gesehen und zu denen ich mich verbunden gefühlt habe, angeschrieben und gefragt, ob wir mal telefonieren können. In über 90 % der Fälle hatte jeder 30 Minuten Zeit für mich. Und was da für Antworten herauskamen, war der … halleluja! Jeder Coach, jeder Therapeut, jeder Mentor hat in meinem Kopf neue Knoten platzen lassen oder mir eine Richtung gezeigt, die es wert war auszuprobieren.

Der Motor wird immer wieder klackern. Gehört dazu. Aber ich habe viel zu viel Angst davor abzuwarten, dass er auseinanderfliegt. Denn das Glück zu haben, nach einem Kolbenfresser alles wieder zusammenzuflicken und das gleiche Auto mit demselben Motor im gleichen Carport stehen zu haben, dieses Glück muss Mann erst mal haben.

Hallo, mein Name ist J.C. und ich bin ein starkes Weichei. Ich kenne mich mit Autos nicht so gut aus. Momentan beschäftigte ich mich eher mit Weichspülern, weil ich keine Lust auf Bügeln habe.

Über den Gastautor

J.C. Borkenstein schreibt Bücher über die größten Kämpfe, die Menschen austragen können: nämlich die in uns selbst. Auf jcborkenstein.com erscheinen kurze Storys über Zweifel, Mut und Ehrlichkeit. In seinem Newsletter verrät er seine wichtigsten Erkenntnisse aus über 10 Jahren Persönlichkeitsentwicklung.

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Über mich

Eileen Lachmann, systemischer Coach und Mediatorin, Kiel, Hamburg, online

Hallo, ich bin Eileen, 45 Jahre alt, Juristin, systemischer Coach und Mediatorin in Kiel.

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