Eine kurze Anleitung in 4 Schritten
Bis 2015 ging ich mit zahlreichen Glaubenssätzen durch mein Leben, die mich in vielerlei Hinsicht beschränkten. Ich war auf eine Weise aufgewachsen, in der es völlig normal war, Überzeugungen, Annahmen und Interpretationen ungeprüft zu übernehmen. Entsprechende Erfahrungen in meinem Familiensystem und Umfeld bestätigten zumindest teilweise, dass bestimmte Dinge eben sind wie sie sind und nicht veränderbar seien. Diese Werte und Überzeugungen waren mitunter schon von Generation zu Generation weitergegeben worden. „Das ist so!“, „Das haben wir schon immer so gemacht.“ oder „Das macht man nicht!“ waren „Klassiker“.
Mit Beginn meiner Auseinandersetzungen mit meinen eigenen Themen wurde mir immer klarer, wie sehr ich mich bis dahin selbst beschränkt hatte und welche Wirkungen – negative wie positive – Glaubenssätze haben und wie sehr sie die eigene Entwicklung, das eigene Leben einschränken und begrenzen können. Dabei können diese Überzeugungen auch schon von unseren Eltern oder Großeltern kommen (erfahre mehr dazu in meinem Artikel über Epigenetik, die Vererbung von Erfahrungen).
In diesem Artikel gebe ich eine kleine Anleitung in 4 Schritten dafür, wie Glaubenssätze entlarvt und positiv verändert werden können.
1. Schritt: Was sind Glaubenssätze?
Überzeugungen und Werte
Glaubenssätze sind Überzeugungen und Werte, die wir haben und wie es das Wort schon sagt, Sätze, an die wir glauben. Glaubenssätze können berufliche wie auch private Themen betreffen. Was glaubst du zum Beispiel über deine Mitmenschen, über die Art und Weise, wie Kommunikation sein sollte, über Liebesbeziehungen, darüber, wie eine Freundschaft gelebt werden sollte, was wichtig im Job ist, über Geld, Erfolg oder über Sexualität?
Glaubenssätze sind typischerweise tief in uns verankert und entstanden aus Erlebnissen, die uns innerlich leiten, ohne dass wir unsere Handlungen bewusst danach ausrichten. Sie wirken oftmals unbewusst in uns. In meiner Coachingpraxis sind Glaubenssätze immer wieder ein Thema, die, wenn sie als negativ wahrgenommen werden, als Signal genutzt werden und positiv verändert werden können (mehr dazu erfährst du in meinem Blogartikel „Intuition: Wie unser Bauchgefühl uns hilft“).
Beispiele für positive Glaubenssätze
Positive Glaubenssätze können für uns hilfreich sein, unseren Alltag und unser Tun leichter sein lassen, uns zufriedener machen, uns pushen und intrinsisch motivieren. Wenn wir von etwas überzeugt sind, tun wir das, was vor uns liegt, mit einer anderen Haltung als wenn wir davon ausgehen, dass es ohnehin nicht klappt. Positive Glaubenssätze haben also direkten Einfluss auf unser Verhalten und damit auf unser Leben. Positive Glaubenssätze können zum Beispiel sein:
- Ich habe es verdient, glücklich zu sein und eine gute Beziehung zu führen.
- Ich darf erfolgreich sein.
- Mein Tun/meine Arbeit/meine Fähigkeiten etc. machen die Welt ein Stückchen besser.
- Ich darf vertrauen.
- Jeder tut das Beste, was er kann.
- Freundschaften sind etwas Schönes.
- Ich darf ausreichend Geld für meine Arbeit bekommen.
Beispiele für negative Glaubenssätze
Können uns positive Glaubenssätze Flügel verleihen, können sie, metaphorisch gesprochen, mit negativen Glaubenssätzen beschnitten werden. Vielleicht nehmen wir sie aber überhaupt nicht als negativ und begrenzend wahr. Das gilt es gegebenenfalls zu hinterfragen. Beispiele für negative Überzeugungen und Werte können sein:
- Sport ist Mord.
- Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.
- Indianer kennen keinen Schmerz.
- Männer weinen nicht.
- Gefühle zeigen ist ein Zeichen von Schwäche.
- Geld verdirbt den Charakter.
- Ich muss alles allein schaffen / darf keine Hilfe annehmen.
- Andere sind besser als ich.
- Über die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu sprechen, ist egoistisch.
- Ich werde ohnehin enttäuscht, also freue ich mich gar nicht erst darauf.
2. Schritt: Wie entstehen Glaubenssätze?
Der Blick in die eigene Geschichte hilft
Glaubenssätze entstehen typischerweise durch Erlebnisse, die meiner Erfahrung nach oft schon unsere Eltern oder Großeltern geprägt haben und zum Beispiel durch Vorleben oder Gespräche an uns weitergegeben werden. Glaubenssätze können aber auch erst im eigenen Leben entstehen.
Glaubenssätze können zum Beispiel durch Verhalten von Familienmitgliedern, von Lehrern, Freunden, Bekannten, Ärzten (z. B. „Du wirst nie wieder gesund!“) oder im Job (z. B. „Du kannst ja gar nichts!“) geprägt werden. Kurze bzw. zufällige Situationen können hierfür ausreichen. Insbesondere die ersten Kindheitsjahre können hierbei eine besondere Rolle spielen, da diese Zeit als besonders prägend gelten.
3. Schritt: Eigene Glaubenssätze erkennen
Beflügelnd oder begrenzend?
Diese Fragen helfen dir:
- Zu welchen Themen, Situationen, Kontexten hast du welche Überzeugungen?
- Fühlst du dich durch diese Glaubenssätze begrenzt oder beflügelt? Wirken sie positiv oder negativ auf dich?
- Möchtest du Glaubenssätze auflösen und positiv verändern? Wenn ja, welche?
4. Schritt: Glaubenssätze auflösen und verändern
Nachhaltig mit dem passenden Ansatz
Hast du für dich begrenzende, hemmende oder blockierende Glaubenssätze offen gelegt, die du verändern möchtest, versuche, durch gedankliche „Umprogrammierung“ den betreffenden Glaubenssatz ins Positive zu wandeln und dies als Affirmation möglichst oft zu nutzen und in den Alltag zu integrieren. Aus „Ich schaffe das sowieso nicht.“ wird ein „Ich schaffe das!“.
Es kommt allerdings auch vor, dass eine rein gedankliche Arbeit an den eigenen Überzeugungen z. B. durch Affirmation oder neue Erfahrungen nicht ausreicht, weil die prägenden Erlebnisse, wie Ausschluss, mangelnde(r) Anerkennung, Respekt, Wertschätzung oder ungerechtes Verhalten, tiefer sitzende Verletzungen verursacht haben.
Kommst du also selbst nicht weiter, kann eine Therapie oder Coaching eine Möglichkeit sein, solch tief sitzende Verletzungen und damit begrenzende Glaubenssätze dauerhaft zu lösen. Wichtig ist dabei, dass jede(r) den für ihn/sie passenden Ansatz findet und die gewünschte Wirkung erzielen kann: die nachhaltige Veränderung des Glaubenssatzes. Meine eigenen Erfahrungen mit meinen Glaubenssätzen, aber auch aus all den Coachings, in denen ich als Coach gearbeitet habe, zeigen, dass dies möglich ist.
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