Vorurteile und Ängste in der Therapie – Und wie sie uns helfen kann

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Inhaltsverzeichnis

„Ich muss mich bestimmt auf eine Couch legen.“, „Dauert lange und hilft nicht richtig.“ oder „Dann muss ich die ganze Zeit über meine Kindheit reden.“ sind einige der Vorurteile bzw. Ängste, die mir in Gesprächen immer wieder begegnen.

Auf manche wirkt eine Therapie bzw. ein Coaching fast bedrohlich. Manche meinen auch, man müsse sich an Situationen erinnern, die dem eigenen Gefühl nach besser unter Verschluss blieben oder dass man Probleme allein bewältigen können müsse. Manch einer hat auch Sorge, mit Themen konfrontiert zu werden, die emotional nicht bewältigen werden können. Einige dieser Vorurteile und Ängste, insbesondere der „Couch-Mythos“, gehen auf die Psychoanalyse nach Sigmund Freud zurück. Noch heute kann man sich seine Couch in seinem letzten Haus in Hampstead, London, ansehen.

Mit meinem Artikel möchte ich mit diesen Mythen aufräumen. Vor allem möchte ich zu mehr Offenheit ermutigen, sich zu erlauben, sich bei Bedarf frühzeitig Unterstützung durch einen professionellen Therapeuten bzw. Coach zu suchen, damit wieder schneller mehr Leichtigkeit ins Leben kommen kann. Diese 6 Ängste bzw. Vorurteile begegnen mir in Erstgesprächen und Coachings am häufigsten:

1. Annahme: Ich muss mich auf die Couch legen

In der Praxis: Wir sitzen uns gegenüber und sprechen miteinander

Es mag Praxen geben, in denen eine Couch genutzt wird. In meinen Coachingterminen sitzen wir an einem Tisch und sprechen über die Themen, die gelöst werden sollen.

Im Erstgespräch berichtet der Coachee von seinem Thema oder dem Konflikt und dem angestrebten Ziel, erfährt mehr über den methodischen Ansatz und bekommt Unterlagen mit den wichtigsten Informationen. Außerdem werden die Eckdaten geklärt, u. a. Rhythmus und Dauer der einzelnen Termine. Im Coaching selbst arbeite ich gern mit Flipcharts, um den Coachingprozess und die Entwicklung des Coachees sichtbar zu machen. Eine Couch brauchen wir für all das nicht. 🙂

2. Annahme: Therapie ist nur etwas für psychisch Kranke

In der Praxis: Therapie bringt mehr Power zurück

Vermutlich jeder von uns hat das ein oder andere „Reizthema“, eine Angst, die uns an etwas hindert, belastende Konflikte oder Situationen, denen wir lieber aus dem Weg gehen, weil wir nicht wissen, wie wir damit umgehen sollen. Setzen wir uns damit auseinander, geht es also vielmehr darum, sich dieser Bremsen zu entledigen und wieder mehr in die eigene Kraft und Ausgeglichenheit zurückzufinden.

Meiner Erfahrung nach investieren wir eher Geld in Dinge, die uns im Außen umgeben, z. B. eine gemütliche Wohnung, in ein Auto, schönes Mobiliar, Urlaubsreisen oder den nächsten coolen Pulli, der uns schon lange gefällt. In uns, unsere (seelische) Gesundheit und eigene Entfaltung investieren wir oft erst dann, wenn die Not groß ist, meist zuletzt, wenn es nicht mehr geht.

Dabei lohnt es sich, sich möglichst früh mit sich und den inneren Bremsen auseinanderzusetzen. Für eine stabile Basis, für mehr Energie, Gelassenheit und Leichtigkeit. Für sich selbst, aber auch für die eigene Beziehung und Familie, für Freunde und für den Job. Wie ginge es dir und wie würdest du leben, wenn es dein Thema, deine Angst, deinen Konflikt, deinen Glaubenssatz etc. nicht gäbe?

3. Annahme: Ich muss die ganze Zeit über meine Kindheit reden

In der Praxis: Die eigene Geschichte kann, muss aber nicht dazugehören

Welches Thema im Coaching bearbeitet wird, ist von dem Ziel des Coachees abhängig. Geht es beispielsweise um einen aktuellen Konflikt, kann schon eine Konfliktlösung helfen. In jedem Fall gilt: Wir bearbeiten das Thema, das der Coachee „auf den Tisch bringt“, das also „dran“ ist. Die eigene Kindheit kann, muss aber nicht dazugehören.

Häufig sind allerdings Themen, die sich in unserem eigenen Leben zeigen, z. B. Ängste, schon bei den Eltern oder Großeltern zu suchen. Die Kriegserlebnisse unserer Vorfahren spielen dabei oft eine wichtige Rolle, z. B. die Angst zu verhungern (hierzu findest du mehr in meinem Blogartikel „Epigenetik: Wie unsere Vorfahren uns prägen“).

4. Annahme: Eine Therapie dauert Jahre

In der Praxis: Die Coachingdauer hängt vom Ziel ab

Wie lange ein Coaching bzw. eine Therapie dauert, d. h. wie viele Termine gebraucht werden, hängt von unterschiedlichen Aspekten ab, z. B. von der Methode.

Aus meiner Erfahrung als systemischer Coach heraus kann die Dauer eines Coachings zum einen von dem Thema, dem Konflikt, den Verletzungen, inneren Hürden beeinflusst werden, um das es geht, aber auch von den Themen, die sich währenddessen noch zeigen und zu bearbeiten sind. Die Coachingdauer kann auch davon abhängen, in welchem Abstand an dem Ziel gearbeitet wird und wie sehr der Coachee an seiner eigenen Veränderung bereit ist mitzuarbeiten. Je besser der Coachee seine eigenen „Hausaufgaben“ macht, umso schneller kann sich das Erarbeitete setzen und wirken.

Da jeder Coachee seine individuellen Themen hat und auch die Dringlichkeit, mit der das jeweilige Ziel erreicht werden soll, bei jedem eine andere ist, ist auch die Dauer eines Coachings individuell. Es kann sinnvoll sein, im Abstand von zwei bis drei Wochen zu arbeiten und sich auch im Termin selbst etwas mehr Zeit (etwa zwei bis drei Stunden) einzuräumen. Beides kann aber auch kürzer oder länger sein, ist abhängig von zeitlichen und finanziellen Ressourcen und liegt in der Hand des Coachees.

5. Annahme: Ich muss die Situation noch einmal durchleben

In der Praxis: Wir beginnen dort, wo es gut war

Ob Situationen noch einmal durchlebt werden, ist von der Methode abhängig, mit der gearbeitet wird. Hier muss und darf jede(r) Einzelne den für ihn und sie stimmigen Ansatz und passenden Therapeuten bzw. Coach finden.

Im SystemEmpowering-Coaching beginnt die Spurensuche dort, wo es gut war, wo es das Thema oder den Konflikt noch nicht gab. Ziel ist es, die Ursache, also die Mücke, die später zum Elefanten wurde, zu finden und die dann folgenden und daraus resultierenden Verletzungen der Reihe nach aufzulösen. Auf diese Weise wird verhindert, dass der Coachee Belastendes noch einmal durchlebt und sichergestellt, dass es immer einen Zeitpunkt gibt, an dem sich der Coachee aufgehoben fühlen kann.

Fazit: Was kann Coaching leisten?

Veränderung auf 7 Ebenen

Veränderung ist auf verschiedenen Ebenen möglich. Wir können unsere Umgebung (z. B. Kontakt mit denjenigen, die uns gut tun) oder auch unser Verhalten verändern. Wir können auch Neues lernen, uns neue Fähigkeiten aneignen (z.B. Feedback geben).

Oft sind es allerdings Glaubenssätze („Das machen doch schon so viele und wird nicht auch noch von mir gebraucht.“), Überzeugungen über uns selbst („Ich verdiene es nicht.“), zu wenig Selbstwertgefühl oder beispielsweise tief verankerte Verhaltensmuster, die uns innerlich bremsen und uns daran hindern, uns so zu zeigen, wie wir sein könnten. Solche Themen wirken unbewusst, können aber mit dem für den Klienten passenden Ansatz dauerhaft gelöst werden und zu mehr Verständnis für sich selbst und das eigene Umfeld, zu mehr Leichtigkeit, Kraft und einem selbstbestimmteren Leben führen.

Fangen wir aber an, unsere tief sitzenden Themen aufzulösen, wirkt sich diese Arbeit typischerweise auch auf unsere Fähigkeiten, auf unser Verhalten und auch unsere Umgebung aus.

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Über mich

Eileen Lachmann, systemischer Coach und Mediatorin, Kiel, Hamburg, online

Hallo, ich bin Eileen, 45 Jahre alt, Juristin, systemischer Coach und Mediatorin in Kiel.

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